Gleichstellung
Obwohl der Frauenanteil bei den Erstsemestern im Fach Humanmedizin 66 Prozent betrage, seien nur zwölf Prozent der C-3-Professuren und sechs Prozent der C-4-Professuren mit Frauen besetzt, monierte die Ministerin. Damit liege der Anteil der Professorinnen in der Humanmedizin unter dem Frauenanteil aller Fachrichtungen in Deutschland. Daneben sei den Frauen viel zu lange signalisiert worden: "Karriere ja - Kinder nein". Während sich hierzulande die Frauenerwerbsquote - im EU-Vergleich - im oberen Drittel bewege, falle dieser Wert bei Frauen mit Kindern unter fünf Jahren stark ab. Bei den Frauen mit Kindern in Führungsposition sei Deutschland sogar "Schlusslicht".
Dass Frauen auf bestimmten Stufen der Karriereleiter fehlten, sei nicht zuletzt der Halbtagsschule geschuldet, sagte die CDU-Politikerin weiter. Die Gesellschaft verlasse sich nach wie vor darauf, dass vor allem die Mütter am Nachmittag "Zeit, Kraft und Geld" investierten, um das am Vormittag Versäumte nachzuholen oder zu vertiefen. Eine Alternative sei die Ganztagsschule, die mehr Zeit für Bildung ermögliche und damit gerade auch Kindern aus bildungsfernen Schichten Chancen eröffne.
Ausdrücklich kritisierte die CDU-Politikerin die Lohnlücke in Deutschland: Wie die EU-Kommission ermittelte, bekommen Frauen in Deutschland 23 Prozent weniger Gehalt als Männer. Insbesondere sei unverständlich, warum typische Frauenberufe wie Altenpflegerin und Krankenschwester immer noch deutlich schlechter bezahlt würden als typische Männerberufe wie Automechaniker oder Elektriker. Für diese unterschiedliche Entlohnung gebe es heute keinen Grund mehr.
Mit Blick auf die Diskussion um die Partnermonate beim Elterngeld zeigte sich von der Leyen erfreut darüber, dass sich die jungen Menschen von der Diskussion der Älteren über das vermeintliche "Wickelvolontariat" oder die "Akademikerinnen-Wurfprämie" nicht hätten irritieren lassen. Während sich die jungen Väter Zeit für ihre Kinder nehmen würden, pochten die jungen Frauen auf der Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
Laschet: Unser Ziel ist die Aufstiegsgesellschaft für die Muslimin
Zuvor hatte der nordrhein-westfälische Familienminister Armin Laschet die Rolle der Migrantinnen als aktive Gestalterinnen des Migrationsprozesses betont. Natürlich müsse die Missachtung der Frauenrechte in bestimmten patriarchalischen Milieus überwunden werden, forderte der Vorsitzende der Gleichstellungs- und Frauenministerkonferenz. Die Wirklichkeit sei jedoch vielschichtiger als Berichte über Ehrenmorde und Zwangsverheiratungen vermuten ließen. Nachdem das "katholische Mädchen aus den 1960-er Jahre" seine Bildungschancen genutzt habe, sei jetzt die Aufstiegsgesellschaft für Musliminnen das Ziel. Die Garantie des Artikels 3 Absatz 2 Grundgesetz gelte für alle Menschen, "welcher Herkunft sie auch immer sind".